Projekte der Altenhilfe
Projekte der Altenhilfe
PraWiDem - Vernetzung von Pflegepraxis und Wissenschaft zum Themenbereich Demenz durch ein „Living Lab“
Die kontinuierliche fachliche Weiterentwicklung ist uns sehr wichtig. Wir beteiligen uns an neuen Projekten:
PraWiDem ist ein Projekt innerhalb der Nationalen Demenzstrategie und zielt auf die Vernetzung von Pflegepraxis und Wissenschaft.
→ Klicken Sie hier für den aktuellen Projektfortschritt.
PraWiDem beinhaltet die Anpassung und Evaluation des sogenannten Living Lab Ansatzes, einer aus den Niederlanden kommenden Struktur des Wissenschaft-Praxis-Transfers in der Langzeitpflege. Wissenschaftler*innen und Praxisvertreter*innen arbeiten als Verbindungspersonen (“Linking Pins”) in konkreten Forschungsprojekten zusammen, die aus dem Bedarf der kooperierenden Pflegeeinrichtungen entwickelt werden. Ein Expert*innenteam aus Praxis und Wissenschaft sowie Patient*innenvertreter*innen begleiten das Projekt.
Drei Projekt-Phasen sind geplant:
Phase 1: Entwicklung eines Konzepts zur Adaption des Living Lab Ansatzes an die Thematik Pflege und Versorgung bei Demenz unter Berücksichtigung des nationalen Kontexts sowie die Initiierung einer Arbeitsgruppe Demenzversorgungsforschung in Anbindung an die Deutsche Alzheimergesellschaft.
Phase 2: Das in der Phase 1 entwickelte Konzept wird modellhaft erprobt. Dazu entstehen Kooperationen zwischen den Universitäten und den Praxispartnern, d.h. den Trägern stationärer und ambulanter Pflegeeinrichtungen in Halle (Saale), Aue und Krefeld. An den Standorten arbeiten jeweils eine Verbindungsperson der Universität und des Praxispartners regelmäßig und unter Begleitung des Expert*innenteams zusammen.
Phase 3: Die modellhafte Implementierung wird unter Beteiligung aller Akteur*innen evaluiert und es werden daraus Empfehlungen für eine regelhafte Beteiligung relevanter Berufsgruppen an der Demenzversorgung abgeleitet.
Ansprechpartnerinnen für das Projekt PraWiDem:
Dr. rer. medic. Anja Bieber
Tel.: 0345/557-4427
E-Mail: anja.bieber@medizin.uni-halle.de
Prof. Dr. phil. Gabriele Meyer
Tel.: 0345/557-4466
E-Mail: gabriele.meyer@medizin.uni-halle.de
Das Projekt wird im Zeitraum vom 01.09. 2021 bis 31.08.2024 durchgeführt.
Koordination des Konsortiums: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Dr. rer. medic. Anja Bieber
Konsortialpartner/-innen: Universität zu Köln, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Förderung: Bundesministerium für Gesundheit
Projektwebseite: https://www.umh.de/einrichtungen/institute/gesundheits-und-pflegewissenschaften/prawidem
Aktueller Projektfortschritt:
Update PraWiDem im Frühjahr 2023: Wissen Sie, was ein Linking Pin ist?
Im Projekt PraWiDem (Vernetzung von Praxis und Wissenschaft im Themenfeld Demenz) sind Linking Pins eingesetzt.
Das sind keine Pinnwandnadeln und auch keine Vertreter linksgerichteter Politik. Es sind Verbindungspersonen, die eine Brücke zwischen Praxis und Wissenschaft bauen sollen.
Das ist hierzulande kein Standard. Die Pflege arbeitet in der Regel „wie wir das schon immer gemacht haben“. Die Wissenschaft veröffentlicht (oft englischsprachige) Studienberichte. Es gibt also wenig Berührungspunkte.
Linking Pins sollen das ändern, natürlich nicht allein, sondern mit Unterstützung von einem Projektteam der Praxiseinrichtung und von der Arbeitsgruppe der beteiligten Universität.
Linking Pin vom Ambulanten Pflegedienst ZION ist Katja König.
Linking Pin der Uni Halle ist Anja Bieber.
Zum Projektteam gehören Elke Ahner-Götzel, Annett Bochmann, Claudia Nitzsche und Kristin Freitag. Außerdem sollen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen bestmöglich und aktiv ins Projekt eingebunden
werden. Sprechen Sie uns bei Interesse gern an.
Zentrales Ziel von PraWiDem ist es, die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern. Menschen mit Demenz sollen sich verstanden fühlen und so aktiv als möglich mitentscheiden, wie sie sich Unterstützung wünschen. Angehörige sollen in der Pflege und Versorgung informiert, beraten und unterstützt werden, um den Alltag besser bewältigen zu können.
Das Team des Ambulanten Pflegedienstes ist der Schlüssel dafür. Die Linking Pins arbeiten in den nächsten
18 Monaten an je einem Tag pro Woche daran, mit dem Pflegedienst diese Ziele zu erreichen. Es wird u.a. um die Themen Kommunikation bei Demenz, Selbstbestimmung bei Demenz, Schulung für Angehörige und Personal und Einbezug lebensgeschichtlich relevanter Aspekte gehen.

Update Sommer 2023: Selbstbestimmung und Selbständigkeit bei Demenz fördern
Umfrage "Was verstehen Sie unter Selbstbestimmung bei Demenz?" und die Ergebnisse
Wir, Katja König vom APD und Dr. Anja Bieber von der Uni Halle, haben in den vergangenen Monaten nachgefragt:
„Was verstehen Sie unter Selbstbestimmung bei Demenz?“.
Gefragt haben wir Mitarbeitende aus allen Bereichen ZIONs, unsere Diakonissen, Gäste des Frauenfrühstücks und des Seniorenkreises, bis hin zu am Projekt interessierten Bürgern.
Danke an alle, die sich beteiligten.
Alle Statements wurden systematisch ausgewertet und mit wissenschaftlichen Ergebnissen anderer Studien verglichen. Aus den gesammelten Daten haben wir ein Modell entwickelt.
Im nächsten Projektschritt sollen das Modell und die Erkenntnisse im Ambulanten Pflegedienst und in den Pflegeheimen ZIONs angewendet werden.
Wir werden berichten.
Update und Abschlussbericht Herbst 2024
Seit dem letzten Update zu unserm Praxis-Forschungsprojekt PraWiDem gibt es einiges zu berichten. Im letzten Update hatten wir das Modell „Auf meine Weise mit Deiner Hilfe“ vorgestellt, das in den vorangegangenen Monaten erarbeitet wurde. Mit diesem Modell hatten wir nun auf verschiedene Arten und Weisen weitergearbeitet.
Um zu verstehen, was das theoretische Modell „Auf meine Weise mit deiner Hilfe“ ganz praktisch im Alltag bedeutet, haben wir in der Projektgruppe Praxisbeispiele zu den einzelnen Kernthemen aus den verschiedenen Arbeitsbereichen gesammelt und in denProjektgruppentreffen reflektiert. Ergänzt wurden diese Erfahrungen durch die Beobachtungen von Dr. Anja Bieber im Ambulanten Pflegedienst und in den Pflegeheimen. So wurde das Modell mit Leben gefüllt und sehr alltagsnah. Immer wieder wurde deutlich: Oft sind es nicht die großen und zeitaufwändigen Maßnahmen und Aktivitäten, sondern scheinbar kleine Momente und Gesten, die einer Person mit Demenz vermitteln können, gesehen und geachtet zu werden. Beispielsweise einen Herren seine Schuhe selbst zubinden zu lassen, weil die Mitarbeiterin sieht, dass es ihm wichtig ist. Oder der Blickkontakt mit einer leicht verständlichen Erklärung der nächsten Pflegemaßnahme.
Immer wieder wurde deutlich: Es gibt keine klare Anleitung für den Alltag, sondern die Basis ist und bleibt die Haltung der Pflege- oder Betreuungsperson: Die Person mit Demenz als wertvoll zu sehen und sich für ihre Bedürfnisse zu interessieren, auch wenn sie diese aufgrund der Demenz vielleicht nicht mehr so eindeutig formulieren und benennen kann. Vor Gott ist jeder Mensch wertvoll und geliebt – das möchten wir im Alltag leben und weitergeben.Menschen mit Demenz ernst zu nehmen, sie in Entscheidungen einzubeziehen, die sie noch treffen können, ohne sie zu überfordern. Und sie in den Alltag einzubeziehen und selbst (mit)machen zu lassen.
Wir kann diese Haltung entstehen und gefördert werden? Eine Möglichkeit sind Fallbesprechungen, in denen eine Person mit ihren Bedürfnissen in den Mittelpunkt gestellt wird. Dies wurde im Ambulanten Pflegedienst umgesetzt – mit sehr positiven Ergebnissen und Rückmeldungen.
Eine weitere Möglichkeit sind Fortbildungen mit Selbsterfahrung, Austausch und Möglichkeiten zur (Selbst-)Reflektion. Darum haben wir im Mai 2024 eine Fortbildung für die Mitarbeitenden in ZION durchgeführt, in der dafür Raum war. Das Modell wurde vorgestellt und in kleinen Gruppen auf die Alltagserfahrungen der Mitarbeitenden bezogen und diskutiert. Eine der spannenden Erkenntnisse: Die Mitarbeitenden anderer Arbeitsbereiche wissen manches über den Bewohner, was andere nicht wissen – und umgekehrt. Ein wertvoller Schritt hin zu einer Kommunikation auf Augenhöhe und einer Wertschätzung für die Perspektive der anderen.
Welche Hilfestellungen können wir unsern Mitarbeitenden im Alltag geben, damit sie die Selbstbestimmung und Selbstständigkeit der gepflegten und betreuten Personen fördern können? Hier haben wir in der Projektgruppe verschiedene Ideen entwickelt, ausprobiert und umgesetzt. Dabei wurde immer wieder deutlich, wie viele gute Ideen in den Rahmenbedingungen der stationären und ambulanten Pflege nicht (einfach) umsetzbar sind - und haben immer wieder den Blick auf das gerichtet, was wir beeinflussen können.
Dabei ist ein ganz einfaches Hilfsmittel entstanden, das Mitarbeitende dabei unterstützen soll, sich für die Bewohnerinnen und Bewohner, Gäste oder Klienten zu interessieren, sie kennenzulernen, ihre Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen und wichtige Informationenauch an KollegInnen weiterzugeben: In der Projektgruppe wurde ein Infoblatt unter dem Titel „Was weckt Wohlbefinden?“ entworfen, auf dem wichtige Informationen zur betreuten und gepflegten Person festgehalten und auf einen Blick erfasst werden können. Dieses „Infoblatt“ wurde im Pflegeheim, im Ambulanten Pflegedienst und in der Tagespflege ausprobiert - und inzwischen ausgeweitet und in den Alltag integriert. Die Soziale Betreuung entwickelte für das Pflegeheim als Idee Karteikarten, die in den Aufenthaltsräumen verfügbar sind und auf denen Ideen festgehalten werden, an welchen Themen und Aktivitäten Bewohnerinnen und Bewohner Freude haben. Dies soll Betreuungskräfte unterstützen, Informationen untereinander auszutauschen und Ideenanregungen für sinnvolle und Wohlbefinden-fördernde Aktivitäten zu gewinnen.
Klar ist und bleibt: Sowohl das Infoblatt als auch die Karteikarten sind und bleiben ein Hilfsmittel. Nichts davon ersetzt, tagesaktuell den Bewohner in den Blick zu nehmen: Was ist heute dran? Das Infoblatt ersetzt nicht die persönliche und individuelle Kommunikation mit dem Gegenüber. Und auch die Kommunikation untereinander im Team ist und bleibt wichtig. Aber die Hilfsmittel sollen das ganz augenscheinlich in das Blickfeld der Mitarbeitenden rücken. Und Angehörigen sowie Bewohnern selbst die Möglichkeit geben, zu ergänzen und die Infos nach ihrem Wissen und Willen zu ergänzen und zu gestalten.
Unser Hauptfokus lag während der Projektlaufzeit auf unseren Bewohnern, Gästen und Klienten – und auf unseren Mitarbeitenden und unsern Strukturen. Aber dabei wollten wir nicht stehen bleiben. Die Herausforderung, Menschen mit Demenz im Alltag zu unterstützen, betrifft nicht nur professionell Pflegende, sondern auch Angehörige und Bekannte von Menschen mit Demenz. Darum haben wir im Rahmen der Woche der Demenz im September 2024 eine Infoveranstaltung für pflegende Angehörige und Interessierte angeboten. Uns interessierte ihre Perspektive auf das entwickelte Modell – insbesondere da es zu Beginn des Projekts auch mit Hilfe eines Workshops und einer Umfrage entstanden ist. DieseVeranstaltung stieß auf reges Interesse. Nach einer Vorstellung des Modells gab es Raum für einen Austausch mit Angehörigen und Interessierten und ihren Erfahrungen. Deutlich wurde die Vielfalt der Erfahrungen, die teilweise mit großen Herausforderungen im Alltag verbunden sind, teilweise aber auch von wertvollen, ja sogar humorvollen Momenten zwischen Familienangehörigen mit und ohne Demenz.
Nun ist die Projektlaufzeit beendet, die Arbeit jedoch noch lange nicht. Erste Schritte wurden gegangen, aber es gilt immer wieder weiter dranzubleiben. Das forderte auch die Projektgruppe im Abschlusstreffen sehr deutlich ein: Das Thema darf nicht einfach zu Ende sein, sondern es muss weiter gehen! Wie schön, dass die Bereitschaft da ist, gemeinsam weiter daran zu arbeiten. Die Leitungen des Diakonissenhauses und des Institutes für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben eine Fortführung der engen Kooperation beschlossen. Diese Kooperation ist Teil des bundesweiten Netzwerkes, das unter dem Namen PraWiLab für die Vernetzung von Praxis und Wissenschaft steht. Die wichtigsten Ziele dieser Vernetzung sind die Förderung der Lebensqualität von Menschen mit Pflegebedarf, die Verbesserung der Qualität der Pflege und Versorgung und nicht zuletzt die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege. Der letztgenannte Punkt wird derzeit verstärkt in den Blick genommen.
Wir sagen von Herzen DANKE an unsere Projektgruppe, die sich über Monate hinweg zuverlässig und engagiert mit ihrer Zeit, ihrer Kraft, ihren Gedanken und Ideen eingebracht hat, und mutig Ideen ins Team getragen und diese miteinander ausprobiert haben. Ein herzliches Dankeschön gilt all denen, die an verschiedenen Stellen ihre Perspektiven mit eingebracht haben, bpw. durch ihre Beteiligung an der Befragung zu Beginn des Projekts, in persönlichen Gesprächen von Bewohnern, Klienten und Angehörigen mit Dr. Anja Bieber, im Rahmen von Fortbildungen und Infoveranstaltungen oder auch durch die Beteiligung am Sammeln von Infobeispielen. Wir sagen ein herzliches Dankeschön an alle Leitungskräfte, die sich mit eingebracht und die Umsetzung und Ausweitung der Ideen tatkräftig unterstützt haben. Intensiv war die Zusammenarbeit zwischen den Linkin-Pins – auch hier ein herzliches Dankeschön für all das Engagement und die gute Zusammenarbeit.
Dr. rer. medic. Anja Bieber

Dr. rer. medic. Anja Bieber
Tel.: 0345/557-4427
E-Mail: anja.bieber@medizin.uni-halle.de
Assistenz der Einrichtungsleitung

Frau Beatrice Oberstein
- Assistenz der Einrichtungsleitung
Tel.: 03771 274 - 110
E-Mail: beatrice.oberstein@zion.de


